Mit dem Kommentieren ist das so eine Sache: Einerseits gelten Journalistinnen und Journalisten gemeinhin als Leute, die zu allem ihre Meinung sagen, auch wenn sie keine Ahnung haben. Andererseits geht vielen Kolleginnen und Kollegen zu Beginn ihres Berufslebens die Praxis des Kommentierens ab. Bevor sie einmal die Kommentarspalten oder -sendeplätze füllen dürfen, stehen längst erfahrenere, berufenere oder sendungsbewusstere alte Meister bereit. Das führt dazu, dass die Stilform des Kommentars mit einer so leuchtenden wie abschreckenden Aura umgeben ist. Erst recht, wenn das Stichwort „Leitartikel" fällt und einem sogleich all die Maßstäbe setzenden, Ehrfurcht gebietenden Fixsterne dieser journalistischen Stilform in den Sinn kommen.
Das Weiterbildungsseminar mit Joachim Frank, dem Chefkorrespondenten des Kölner Stadt-Anzeigers, möchte entmythologisieren, entkrampfen und ermutigen: Für einen guten Kommentar braucht es nur einen guten Gedanken - das freilich schon. Und die hohe Kunst des Kommentierens ist - wie jede Form der Artistik - weit weniger eine Frage des Genies als des Handwerks.