Live aus Brüssel: Europawoche 2017
Die so genannte Europawoche ist seit vielen Jahren fester Bestandteil der Studienbegleitenden Journalistenausbildung. Zudem vergibt das ifp jährlich zusätzliche Plätze für Volontäre (Print/Online, Hörfunk/Online und Tageszeitungskurse). 2017 ist die KNA-Volontärin Dana Kim Hansen mitgereist. Fritten und Fernsehen heißt ihr Beitrag für den Volo-Blog, in dem sie über die Europawoche berichtet.
ifp-Stipendiat Florian Eckl hat die Brüssel-Reise fotografisch dokumentiert. Einige seiner besten Fotos haben wir für Facebook ausgewählt.
Die Europawoche wird finanziell und organisatorisch durch das Europäische Parlament und die Europäische Kommission unterstützt.
Wie junge Journalisten von einer Woche in Brüssel optimal profitieren können
Von Studienleiterin Isolde Fugunt
„Herr Oettinger, ich habe gelesen, dass Sie der Kommissar mit den meisten Kontakten zu Lobbyisten sind. Die meisten sind Wirtschaftslobbyisten. Ich möchte gerne verstehen, warum das so ist.“ Das war sinngemäß die Frage, mit der eine Journalistenschülerin die Fragerunde eröffnet hat, nachdem das Eingangsstatement von EU-Haushaltskommissar Günther Oettinger überraschend nach einer Minute schon zuende war. Die junge Journalistin reagierte schnell und mit einer klugen Frage, die sie in verbindlichem Ton vortrug. Ich als Seminarleiterin war einmal mehr stolz auf meine Gruppe. Und das war nur eine von vielen Situationen, in denen sich die Stipendiaten und Volontäre als gut vorbereitet erwiesen. Sie wollten wirklich verstehen, wer in Brüssel wie Politik macht. Und sie zeigten, dass sie ihr journalistisches Handwerkszeug gelernt haben: Auch der fünften Gesprächspartnerin in der Kommission stellten die jungen Journalisten bis zum Schluss interessierte und informierte Fragen. Beim Aufsager-Training im ZDF-Studio Brüssel glänzten einige mit sendbaren Einschätzungen. Die Leadsätze in der Nachrichtenübung trafen weitgehend den Kern.
Dass politische Seminare häufig zu institutionenzentriert ablaufen, hatte einer unserer Absolventen schon vor etlichen Jahren kritisiert. Welche methodischen Bausteine zeichnen die Europawoche deshalb heute aus und sorgen für einen möglichst umfassenden Eindruck vom Brüsseler Parkett?
Fünf Zutaten für eine gelungene Europawoche:
- Jeder Teilnehmer bereitet jeweils zu einem Termin ein Briefing vor. Kurz vor dem Termin ruft er den anderen die wichtigsten Fakten in Erinnerung. Besonders gelungen sind die Briefings, wenn sie auch Hintergrundinformationen zum jeweiligen Gesprächspartner liefern.
- politico-Journalist und ifp-Absolvent Florian Eder bereitet mit den Teilnehmern die Gespräche inhaltlich vor: Welche Themen sind wichtig? Welche Aspekte werden aktuell diskutiert? Was ist strittig?
- Je vier bis fünf Teilnehmer übernehmen ein Thema und bereiten Fragen vor. Sie überlegen sich, welcher Gesprächspartner welche Fragen beantworten kann.
- Die Teilnehmer treffen in der Seminarwoche nicht nur die Vertreter einer Institution, sondern möglichst Gesprächspartner mit unterschiedlichen Sichtweisen: Parlamentarier, Kommissionsbeamte, Pressesprecher, Vertreter des Rates, Lobbyisten aus unterschiedlichen Bereichen und Journalisten.
- Die Woche endet mit einem Debriefing durch Brüsseler Korrespondenten und einem Aufsagertraining - Idee und Umsetzung von und mit dem Brüsseler ZDF-Korrespondenten und ifp-Absolventen Stefan Leifert.