Mit Teamwork zum Wochenend-Journal für den Münchner Merkur
Zähe Redaktionskonferenzen, kuriose Begegnungen, lange Abende: Die Journal-Woche zum Abschluss des Grundlagenseminars 2016 war für die Stipendiaten harte Arbeit, schweißte die 13 jungen Redakteure aber auch zusammen.
Von Christoph Koopmann
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Die Tür zum Seminarraum springt auf, Studienleiterin Isolde Fugunt stürmt hinein. „Kann jemand von euch jetzt sofort Julias Gesprächstermin übernehmen?“, fragt sie atemlos. Reporterin Julia hat auf dem Weg zum Termin ihren Geldbeutel verloren und kommt ohne ihn nicht weiter. Nun eilt es, sie war mit dem Inhaber eines Grill-Restaurants um 10.30 Uhr verabredet – vor fünf Minuten. Jonas und Johanna springen auf. „Wir machen das!“, erklären die beiden und eilen hinaus, das Taxi wartet.
Sicher war die Journal-Woche für uns, die Stipendiaten des Jahrgangs 2016, stressig, doch auf eines konnten sich alle verlassen: Das Team. Wir gaben uns Tipps, halfen uns bei der Recherche oder grübelten gemeinsam über die wohl beste Formulierung. Vier Tage Zeit hatten wir für die Wochenend-Beilage für den Münchener Merkur. Das Thema, passend zum Erscheinungsdatum am ersten Mai-Wochenende: Arbeit.
Auch ein Journal über Arbeit macht Arbeit: Lange vor der Journal-Woche begann die Themensuche. Aus unseren Vorschlägen suchten Merkur-Redakteurin Barbara Nazarewska, die uns als Redaktionsleiterin unterstützte, und Isolde Fugunt die interessantesten heraus. Die erste Redaktionskonferenz dauerte zweieinhalb Stunden und war voller zäher Verhandlungen und angeregter Diskussionen – dann stand fest, welche Geschichten im Journal Platz haben würden und wer sie schreibt.
"Haben Sie Ihr Hobby zum Beruf gemacht?"
Jede Geschichte braucht natürlich einen geeigneten Protagonisten. Eine Frage beherrschte fortan jedes Gespräch: „Haben Sie Ihr Hobby zum Beruf gemacht?“, Marco wählte den offensiven Weg, fragte im Bio-Café und in der Kneipe. Helena zapfte ihr Adressbuch an und erwies sich als hervorragende Protagonisten-Vermittlerin. Schließlich wanderte Jonas mit Eseln; Eva, Helena und Lea besuchten ein Büro, das eher eine Mischung aus Internet-Café und Kreativ-Werkstatt ist; und Julia traf einen Automechaniker, dessen Kunden selbst an den Karossen schrauben. Dabei schossen viele ihre Fotos selbst – mit denTipps und Tricks von Profi-Fotograf Steffen Leiprecht in der Tasche.
Dann endlich begann die Journal-Woche. Hier konnten wir all das anwenden, was uns die vielen Referenten zuvor beigebracht hatten: Damit ein guter Artikel vorprogrammiert ist, gehören Floskeln aufs Abstellgleis – sonst sind die Grenzen des guten Geschmacks in Sekundenbruchteilen überschritten. Außerdem muss der Verwendung möglichst weniger Substantivierungen Beachtung geschenkt werden, denn sie dienen einer Erleichterung der Lektüre nicht. Desweiteren, so sagte man uns, den Stipendiaten, sollten, um den Leser nicht zu irritieren, die Sätze, die wir schreiben, nicht verschachtelt – und bestenfalls kurz – sein.
Tippen, verbessern und aufmuntern
Mit all diesen Tipps waren wir bestens vorbereitet auf die Arbeit am Journal. Bis zum Redaktionsschluss am Donnerstag sollten alle acht Seiten fertig sein. Nun wurde also getippt, bis – Achtung, Floskel-Alarm! – die Tastaturen glühten. Dabei stand uns Barbara stets mit Verbesserungsvorschlägen zur Seite. Doch wir halfen uns auch gegenseitig, berieten über Formulierungen und lasen die Texte der anderen Korrektur. Auch Aufmunterung war gefragt: Vera beispielsweise hatte die undankbare Aufgabe, sich für einen Hintergrund-Artikel durch eine Wüste aus Statistiken und Gesetzen zu wühlen.
Nach einem stressfreien Wochenbeginn stieg der Druck am Mittwoch merklich. Bis spät am Abend arbeiteten wir an den Artikeln und passten sie gemeinsam mit Grafikerin Regina Berg-Esmyol ins Layout ein. Auf dem Schreibtisch von Barbara Nazarewska häuften sich Papierstapel mit zu redigierenden Texten.
Doch pünktlich zum Redaktionsschluss am Donnerstag um 17 Uhr war alles geschafft; inklusive Überschriftenkonferenz. Unser fast fertiges Journal barg auch für uns überraschende Erkenntnisse: Faultiere sind gar nicht so faul, jeder sollte sich ab und zu langweilen und Elektriker sprechen ihre eigene Sprache. Jetzt fehlte nur noch die Blattkritik am Freitag.
Groggy ist wohl der Begriff, der den Zustand der meisten am letzten Seminartag mit Stefan Sessler vom Münchner Merkur treffend beschreibt. Doch wir hielten durch, bis auch die letzten Korrekturen eingearbeitet waren. Um zwölf Uhr war es vollbracht. Viereinhalb Tage Arbeit lagen hinter uns, eine fertige Wochenendbeilage vor uns. Daneben bleibt vor allem eins: Ein richtig, richtig tolles Team.