Jahrestreffen 2019 in Trier
Rund 200 Auszubildende und Ehemalige haben vom 8. bis 10. November 2019 in Trier am Jahrestreffen der katholischen Journalistenschule ifp teilgenommen. Eine Begegnung mit Bischof Stephan Ackermann sorgte für viele Diskussionen und ein Echo in den Medien mit Berichten unter anderem bei katholisch.de und vom Südwestrundfunk.
Wie wird die katholische Kirche nach den sexuellen Missbrauchsfällen wieder glaubwürdig? „Glaubwürdigkeitsgewinn funktioniert indirekt und nebenbei. Es funktioniert nicht, indem man ihn forciert“, sagte der Trierer Bischof und Missbrauchsbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz Stephan Ackermann bei einer Podiumsdiskussion der katholischen Journalistenschule ifp in Trier. Es gehe als katholische Kirche nun darum, zu handeln und nicht zu betonen, dass man wieder glaubwürdig werden wolle. Es sei vor allem wichtig, den Opfern von sexuellem Missbrauch zuzuhören und ihnen zu vermitteln: „Es wird mir geglaubt.“
Ackermann räumte Versagen seitens der Kirche bei der Aufklärung von Missbrauchsfällen ein. „Ja, es hat Vertuschung gegeben.“ Gleichzeitig nannte er aber auch weitere Gründe, die für eine späte Diskussion und bisweilen schleppende Aufklärung der Missbrauchsfälle gesorgt haben. So hätten viele Opfer lange geschwiegen, weil sie sich nicht getraut hatten, sich anderen Personen anzuvertrauen und ihnen sei, wenn sie es doch taten, oftmals nicht geglaubt worden, so Ackermann. „Das ist ein ganzes System: nicht glauben, nicht sehen wollen und vertuschen“, sagte er.
Um Missbrauch in Zukunft zu verhindern, müsse man hierarchische und geschlossene Machtstrukturen innerhalb der katholischen Kirche aufbrechen. Es gehe darum, Macht zu teilen und kontrollieren zu lassen, indem man sie transparent mache, sagte Ackermann. Wie das konkret funktionieren soll, das will die deutsche Katholische Kirche in den nächsten zwei Jahren durch den Synodalen Weg herausfinden, den die Deutsche Bischofskonferenz im März 2019 für sich beschlossen hat. Gemeinsam mit dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken soll es dabei vor allem um die Aufarbeitung des Missbrauchsskandals gehen. Ackermann zeigte sich zum Beispiel offen für eine neue Form der Verwaltungsgerichtsbarkeit innerhalb der Kirche.
Wie soll die Kirche mit wegen sexuellem Missbrauchs verurteilten Geistlichen umgehen, wenn sie Ihre durch ein staatliches Gericht verhängte Strafe von Seiten der Kirche verbüßt haben? Darüber herrschte bei der Podiumsdiskussion mit Bischof Ackermann in Trier Uneinigkeit. Gefragt wurde er, ob nicht auch eine Exkommunikation - also ein Ausschluss aus der kirchlichen Gemeinschaft - eine angemessene Reaktion sein könne? Derzeit ist die höchste Strafe in solchen Fällen die Entlassung aus dem Klerikerstand. Ackermann erinnerte an die Vergebung der Schuld, betonte aber auch: „Wer zehn Jahre im Knast war, kann kein Priester mehr sein.“
Am Jahrestreffen der katholischen Journalistenschule ifp mit Sitz in München, von 8. bis 10. November 2019, nahmen circa 190 Ehemalige sowie Journalistinnen und Journalisten in Ausbildung teil.
Die Teilnehmenden des Jahrestreffens wurden am Freitagabend zunächst in der Viehmarkttherme durch Trierers Oberbürgermeister Wolfram Leibe willkommen geheißen. Bei seiner Ansprache hob er die Bedeutung Triers als europäische Stadt durch seine Lage im Dreiländereck hervor.
Das nächste ifp-Jahrestreffen findet vom 5. bis 7. November 2021 in München statt, nachdem das Jahrestreffen 2020 wegen der Corona-Pandemie ausfallen musste.
Autorin: Hannah Würsching (Stipendiatin 2019)
Fotografische Eindrücke vom Jahrestreffen in Trier auf unserer Facebook-Seite