Jahrestreffen 2022 in Osnabrück
Journalismus in Kriegen und Konflikten - Der Kriegsreporter Jan Jessen (Neue Ruhr Zeitung) von der hat zu mehr Berichterstattung aus den Krisenregionen der Welt aufgerufen. Trotz des Risikos müsse aus den Gebieten berichtet werden, da Krieg sonst abstrakt bleibe, sagte er am Samstag in Osnabrück. „Krieg ist schmutzig“; so Jessen beim Jahrestreffen der katholischen Journalistenschule ifp. Rund 200 Journalistinnen und Journalisten treffen sich an diesem Wochenende zum Thema Kriegs- und Konfliktjournalismus in der Stadt, in der 1648 der Westfälische Frieden ausgerufen wurde. Auch die Friedensforscherin Lisa Neal vom Hamburger Institut für Theologie und Frieden zeigte sich besorgt über wachsende Einsparungen in der Auslandsberichterstattung.
Jessen betonte, dass es an Berichterstattung aus Staaten wie Afghanistan, dem Irak, Jemen, Sudan oder anderen Konflikten fehle: „Ich halte das für sehr gefährlich, dass wir uns nur auf bestimmte Konfliktfelder fokussieren.“. Das sei den Menschen in anderen Kriegsregionen gegenüber unfair und führe hierzulande zu wenig politischem Bewusstsein für diese Krisen. Jessen berichtete zuletzt vielfach aus der Ukraine sowie aus Afghanistan und dem Irak.
Der Kriegsreporter rief zu Empathie im Umgang mit Menschen in Kriegsgebieten auf. „Wir kommen an und treffen Menschen in den schwierigsten Situationen ihres Lebens, die sich uns gegenüber öffnen. Da muss man sehr aufpassen, dass man sie nicht retraumatisiert.“ In der Krisenberichterstattung müsse man im Team immer wieder gemeinsam reflektieren. Man erlebe vor Ort in Kriegsgebieten das absolut Böse, aber auch das absolut Gute. „Menschen, die helfen; Selbstlosigkeit, Barmherzigkeit – dass macht das Ganze erträglich“, so Jessen.
Die Wissenschaftlerin und Journalistin Lisa Neal ermunterte Journalistinnen und Journalisten in Konflikten, immer wieder die eigene Rolle zu hinterfragen. Die journalistische Ausbildung und das Menschenbild prägten die eigene Arbeit. Auch der Glaube könne helfen, in Ausnahmesituationen zurück zur inneren Mitte zu finden. Neal rief dazu auf, sich der journalistischen Verantwortung bewusst zu sein. „Wir müssen uns im Klaren sein, wie Informationen, die wir veröffentlichen, Konflikte beeinflussen können“.
In elf Gesprächsrunden diskutierten die Teilnehmenden des Jahrestreffens die Rolle von Religion in Kriegen, ethisch-militärische Fragen und praktische Empfehlungen für den Einsatz in Krisengebieten. Eine osteuropäische Perspektive auf den Krieg in der Ukraine stellten zwei litauische Journalistinnen vor..
Die Osnabrücker Oberbürgermeisterin Katharina Pötter (CDU) empfing bereits am Freitagnachmittag die Gruppe im historischen Rathaus Osnabrück. Am Samstagnachmittag fanden Redaktionsbesuche statt, u.a. beim NDR und der Neuen Osnabrücker Zeitung. Ein Friedensgebet im Osnabrücker Dom, ein Gottesdienst und ein Gespräch mit Bischof Franz-Josef Bode runden das Programm ab. Im Rahmen eines Festabends verabschiedet das ifp seine beiden Direktoren Bruder Helmut Rakowski und Bernhard Remmers.
Das nächste ifp-Jahrestreffen findet vom 11. bis 12. November 2023 in Leipzig statt.
Fotos: Jona Hollstein
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