Spezialseminar "Frauenfrage in der katholischen Kirche"
"Eine deutlich stärkere Beteiligung von Frauen an Leitungsaufgaben in der katholischen Kirche“, forderte Kardinal Reinhard Marx 2018 nach der Jugendsynode in Rom. Unter stärkerer Beteiligung verstehen katholische Frauen- und Jugendverbände mindestens den Diakonat für Frauen zu öffnen, oder gleich das Priesteramt. Sie fordern die volle Gleichberechtigung von Frauen und Männern innerhalb der Kirche – vergleichbar mit anderen gesellschaftlichen Bereichen. Andere halten von solchen Vorschlägen wenig bis nichts. Sie betonen die hohe Wertschätzung, die das kirchliche Lehramt für Frauen unabhängig von Ämtern ausdrücke, zeigen Karrieremöglichkeiten jenseits von Ämtern auf. Vatikan-Insider räumen zu offensiv vorgetragenen Reformwünschen zudem wenig Chancen ein – gerade in der Frauenfrage. 16 Auszubildende und Ehemalige des ifp haben sich beim Spezialseminar vom 29. November bis 1. Dezember 2019 mit verschiedenen Positionen zur Frauenfrage in der katholischen Kirche beschäftigt.
Zu Gast im ifp waren:
- Dr. Hildegard Gosebrink, Leiterin Arbeitsstelle Frauenseelsorge der Freisinger Bischofskonferenz
- Weihbischof Wolfgang Bischof, Beauftragter der Freisinger Bischofskonferenz für Fragen von Frauen in Kirche und Gesellschaft
- Prof. Bernhard Anuth, Universität Tübingen, Katholisch-Theologische Fakultät, Kirchenrecht
- Gudrun Sailer, Vatican News, Rom
- Prof. Dorothea Sattler, Universität Münster, Katholisch-Theologische Fakultät, Ökumenisches Institut / Vorsitzende des auf den Synodalen Weg vorbereitenden Forums „Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche“
- Sr. Ruth Schönenberger, Priorin der Missionsbenediktinerinnen, Tutzing
Zum Abschluss des Seminars haben die Teilnehmenden die Frauenfrage kommentiert. Dazu gab es Feedback von Silke Lode, Süddeutsche Zeitung, Ressort München-Region-Bayern.
Was hat das Seminar gebracht? Vier Eindrücke.
Larissa Niesen, ifp-Stipendiatin 2017-2019: "Die Zusammensetzung der Gäste war sehr vielfältig. Von konservativ bis liberal, von Kirchenrecht bis Synodaler Weg bis hin zur Sicht des Vatikans auf die Frauenfrage. Je nach Referent/in hat auch meine Einstellung sich gewandelt, weil jeder Referent so überzeugend vermittelt hat. Mein Schlussfazit nach Schwester Ruth Schönenberger (Priorin der Missions-Benediktinerinnen in Tutzing): Katholische Kirche hat so viel Positives zu bieten, dass es sich lohnt, auch in Zukunft ein Teil davon zu sein!"
Lisa Schmierer, ifp-Stipenditatin 2019-2021: "Mein Fazit: informativ, aber vor allem schockierend. Dass die katholische Kirche kein Vorreiter ist, was die Gleichberechtigung von Frauen und Männern angeht, war mir schon vor dem Seminar klar - wie sehr diese Diskriminierung allerdings im Kirchenrecht und auch im Denken mancher Bischöfe und Päpste verankert ist nicht. Frauenrechte in der katholischen Kirche - für mich ein Thema, über das viel mehr gesprochen und informiert werden sollte. Frauen in der katholischen Kirche sollten das veraltete Rollenbild kennen, das die katholische Kirche ihnen vorschreibt, und Gleichberechtigung und ein zeitgemäßes Geschlechterbild einfordern."
Katharina Horban, ifp-Stipendiatin 2019-2021: "Die Referenten haben mich sehr inspiriert und das Gruppenklima war super. Dank des persönlichen Austauschs mit Schwester Ruth bin ich sehr viel positiver gestimmt als noch am ersten Abend. Trotzdem bin ich nach wie vor schockiert von den harten historischen Fakten des Kirchenrechts. Prof. Anuth hat den Inhalt so gut vermittelt und auch didaktisch war sein Vortrag ein Genuss. Meine Klischees, die ich im Vorhinhein hatte, wurden teilweise bestätigt, aber trotzdem bin ich nun hoffnungsvoll. Aus journalistischer Sicht fühle ich mich jetzt sehr gut vorbereitet und kann fundiert argumentieren."
Pia Dyckmans, ifp-Absolventin: "Jetzt hab ich einen Knoten im Hirn und find's großartig, weil es mich zum Nachdenken animiert. Danke!"
Zusammengestellt von Karin Pill und Isolde Fugunt / verantwortlich: Isolde Fugunt, Dezember 2019