Glaubensorte, ein Straßenporträt und Internet-Stars
Stipendiaten produzieren Themenseiten für die Süddeutsche Zeitung
Ist das Foto der Instagramerin schon in besserer Qualität da? Hat jemand die Seite über die Lindwurmstraße Korrektur gelesen? Fällt jemandem noch ein gutes Synonym für "Glaubensorte" ein? Pünktlich am letzten Tag ist es auch dieses Jahr wieder hektisch geworden in der Projektredaktion für die Süddeutsche Zeitung. Schließlich hatten die Stipendiaten des Jahrgangs 2018 in vier Tagen folgenden Arbeitsauftrag zu erledigen: Erstellt drei monothematische Zeitungsseiten und bietet passende Social-Media-Inhalte dazu an. Während die Stipendiaten recherchierten, konzipierten und schrieben, behielt SZ-Redakteurin Silke Lode den Überblick und redigierte bis in die Nacht.
Auch ein paar andere halfen, damit der Auftrag erledigt werden konnte: Grafikerin Regina Berg sorgte dafür, dass die Seiten auch optisch ansprechend aussehen. SZ-Social-Media-Mann Stefan Simon hob meist den Daumen, wenn's um Ideen für Facebook ging. Und Steffen Leiprecht unterstützte das Team mit seinen Fotos. Isolde Fugunt sprang immer dann ein, wenn's noch einen weiteren kritischen Blick brauchte. Am Ende konnten die Stipendiaten zufrieden sein. Als alle Fotos da waren, die Seiten Korrektur gelesen und passende Überschriften gefunden waren, hatte Blattkritiker Kassian Stroh von der SZ jedenfalls deutlich mehr Lob als Kritik für sie dabei.
Hier stellen sich die Teams vor:
Tempel, Kirche, Synagoge und Moschee
Auf der Suche nach ungewöhnlichen Glaubensorten in München kamen wir in entlegene Ecken. Franzi besuchte gleich drei buddhistische Orte: Nach einem Besuch in einem Kloster in Freising und einem Buddha-Haus entschied sie sich letztlich für ein Portrait über einen thailändischen Tempel. Lisa hörte den Hindus in ihrem Tempel beim Singen in der Fastenwoche zu, Hannah durfte einen Blick in den Tora-Schrein werfen, Hannes besuchte zwei Kirchen unter einem Dach und Elena war beim muslimischen Freitagsgebet dabei.
Ehrfürchtig schauten wir uns in den Gotteshäusern um und freuten uns über die Offenheit, die die Menschen uns dort entgegenbrachten. Hektik gab es dann wenig später, als es darum ging unsere Seite zu konzipieren: Wie ordnen wir unsere Texte an? Schmücken wir unsere Seite mit Illustrationen? (Und wer bezahlt den Illustrator?) Welche Überschriften bekommen unsere Texte? Dann, endlich: Die Seite steht. Und soll schon bald gedruckt werden. In der Süddeutschen Zeitung! Sechs Glaubensorte, sechs Geschichten, sechs Religionen. Und die Seite beweist: das ifp kann mehr als katholisch.
Seite als PDF herunterladen, erschienen in der Süddeutschen Zeitung am 3. April 2018
Der kleine Unterschied: Influencer, nicht Influenza
„Warum schreibt ihr über die Grippe?“ Diese Reaktion einiger Eltern veranlasste uns, den Begriff "Influencer" gleich zu Beginn der Themenseite klarzustellen. Kein Leser der Süddeutschen Zeitung sollte auf die Idee kommen, es ginge auf dieser Seite um die Influenza. Unser erster Weg führte uns daher zu Professor Christoph Neuberger, Kommunikationswissenschaftler an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Der erklärte uns, dass Influencer Leute sind, die z.B. bei Instagram viele Follower haben und die einerseits über Produkte informieren, diese aber auch vermarkten wollen.
Außerdem trafen wir die High Society der Influencer-Szene bei einer Konferenz und vor allem vier Influencer aus München und Umgebung. Unsere Erkenntnisse: Wer authentisch wirken will, wirkt schnell unauthentisch. Drei Tage Jakobsweg reichen vollkommen aus. Und: Finanziell gesehen ist der Beruf des Influencers dem des Journalisten vorzuziehen.
Dieses leicht ernüchternd klingende Fazit soll aber nicht über den Spaß hinwegtäuschen, den wir in dieser lehrreichen Woche zweifellos hatten.
Seite als PDF herunterladen, erschienen in der Süddeutschen Zeitung am 14. April 2018
Schwierige Auswahl: auf der Lindwurmstraße gibt's so viele Geschichten
Wie porträtiert man eine Straße? Eine, die man nicht kennt. Es war schwieriger als gedacht, die Kontraste an der Lindwurmstraße aufzuschreiben. Man könnte sagen, es wurmte uns sehr. Jedes Mal, wenn wir an die Lindwurmstraße gingen, entdeckten wir neue Themen, Menschen und Geschichten. So viele, dass die Auswahl schwer fiel.
Durch Zufall konnten wir einen Blick in die Vergangenheit werfen. Bei einem nächtlichen Spaziergang sahen wir, dass eine Dame in der Projektwoche einen Vortrag über 78 Jahre an der Lindwurmstraße halten würde. Miriam und Luisa hörten von dieser Dame Geschichten über Trümmerhaufen und Petticoats. Tagsüber futterte sich Clara durch die Straße und lernte die Gastfreundschaft der Wirte und Hotelbesitzer kennen. Wir danken für die Blumen. Caroline plauderte mit einer Tanzlehrerin und ging nachts in Bars und Clubs. Währenddessen versuchte Vera, den Geist der Straße einzufangen. Vom Sendlinger Tor bis zum Stemmerhof. Und anders rum.
Als PDF herunterladen. Erschienen in der Süddeutschen Zeitung am 8. Mai 2018
Verantwortlich: Isolde Fugunt